Kopie von Warum aktive Regeneration vor dem Training?
- Karin Haberleithner
- 21. Mai
- 5 Min. Lesezeit
(aktive Regeneration: Aktivierung der ganzen Muskelvielfalt und der Reduktion belastender Emotionen)

Warum sollte ich vor dem Training eine Übung machen, die mir Zeit vom eigentlichen Training nimmt? Warum aktive Regeneration vor Pilates oder Yoga. Oder sogar im Arbeitskontext? Vor der Arbeit, in der Kaffpause oder vor wichtigen Terminen?
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Gerade Methoden wie Yoga, Tai Chi oder Pilates zielen doch auf Haltung, Ausgeglichenheit und Balance. Für Mentale stärke wird meditiert, Achtsamkeitsübungen gemacht und diverse Atemtechniken – reicht das nicht? Muss man da wirklich noch etwas vorschalten? Ist es nicht sogar überheblich zu sagen: "Du brauchst eine Vorübung"? Und was ist mit all den großartigen Trainern & Coaches da draußen – reicht ihr Wissen nicht mehr aus, um Menschen gesund und leistungsfähig zu machen?
Jede Verspannung im Körper, aber auch jede noch so kleine Emotion (Wut, Trauer, Sehnsucht, Angst, Stress) verzerrt nicht nur unser Körperbild, sie kostet uns auch Energie – so viel, dass unser Stoffwechsel und geistige Leistung darunter leiden. Wer Regeneration wirklich verstehen will, muss seinen Blickwinkel ändern. Denn Leben ist Bewegung – bis in die kleinste Zelle. Und je mehr Bewegungen blockiert sind, desto weniger können wir auf unsere echten Fähigkeiten, körperlich und geistig, zugreifen. Faszien verhärten sich, formen "falsche Muskeln" – und sabotieren unsere Bewegungsfreiheit und somit auch unsere geistige Leistungsfähigkeit.
Jede Generation hat ihre Herausforderungen – unsere heißt Erstarrung.
Unbeweglichkeit, Isolation, Lustlos, Gleichgültigkeit, Fragil. Sowohl gesellschaftlich als auch im Körper. Natürliche Bewegungen und Verhalten verschwindet, Fähigkeiten, die vor 100 Jahren selbstverständlich waren, sind verloren gegangen. Stattdessen erleben wir heute Erschöpfung auf allen Ebenen – körperlich, geistig und emotional. Leistungsabfall und Überforderung sind allgegenwärtig und erfassen alle Altersgruppen.
Je jünger, desto geringer scheint die Belastungskurve. Warum? Sind wir zu schwach geworden? Halten wir nichts mehr aus?
Um das noch besser verstehen zu können, gehen wir in der Zeit weit zurück! In die Zeit der Antike.
Damals war Bewegung und Anpassungsfähigkeit überlebenswichtig. Menschen liefen über unebene Böden, kämpften, trugen schwere Lasten. Kleidung und Schuhwerk waren locker um die Hüften gewickelt. Briefe wurden noch mit Tinte und Feder geschrieben. Fingerfertigkeiten und handwerkliches Geschick waren die Norm, aber auch eine hervorragende Intuition war notwendig, ohne Telefon und Navi. Vertrauen in das eigene Handeln war Grundlage. Ein gutes Gespür, ein fester Glauben an sich und Höheres waren Teil des Lebens.
Aber sie waren auch geistig gefordert. Menschen mussten vorausschauend, strategisch und erfinderisch sein, um zu überleben – sei es als Bauer, Händler oder Soldat - ein soziales Sicherheitsnetz gab es nicht. Komplexe Entscheidungen mussten für Familie und das eigene Handwerk getroffen werden, sie mussten sich viele Dinge merken und am Markt ein gutes Verhandlungsgeschick haben.
All das war ein bunter Strauß an Bewegungen und geistiger Hochleistung, welcher sich in unserem Körper und Geist erschlossen hat.
Heute? Komfort, Optimierung, Beschleunigung
Wir sitzen, berechnen, denken – und verlernen das Fühlen. Körper und Geist erstarren. Jetzt haben wir das Zeitalter des Sitzens, der Isolation und der Erstarrung!
Heute stehen wir vor einem gewaltigen Problem der nicht „normalen“ Bewegungsdurchführung, extremen Reizüberflutungen, einem sehr hohen Tempo und sozialen Isolation. Ich glaube nicht, dass uns dieses Ausmaß schon bewusst ist. Bewegung und geistige Vielfalt sind verkümmert, eingeschlafen und nicht aktiv.
Körperlich betrachtet schlafen Muskelteilchen und ganze Bereiche ihren Dämmerschlaf und verkümmern. Die meisten können heute ohne Vorbereitung keine sinnvolle Bewegung mehr ausführen. Wir sperren Bewegung weg und holen sie dann für eine Stunde geplantes Training heraus.
Doch das Training, das wir anstreben, bewegt große Muskeln und benötigt die Kleinen für eine präzise Durchführung. Oft haben jedoch die kleinen Muskelbereiche keinen „Plan“ und lassen ihre Funktion einfach aus. So übernehmen andere, meist bereits verspannte Muskelstränge, die dann dominieren. Dies führt dazu, dass unsere Bewegungseinschränkungen weiter zunehmen. So kommt es oft zu Sollbruchstellen im Körper und schon sind wir wieder verletzt und keiner weiß warum. „Hab doch eh genug trainiert“ – auch bei denen, die regelmäßig trainieren.
Kommt die aktive Regeneration (Aktivierung der ganzen Muskelvielfalt) zu kurz, gibt es oft überlastungsbedingte Ausfälle oder Verletzungen, im geringsten Fall keine Leistungssteigerung.
Je höher die Spannung und geringer die Bewegungsvielfalt des Körpers, desto schwerer durchführbar wird eine Bewegung – das heißt, fürs Training wird es anstrengend, weil wir unsere Verspannungen im wahrsten Sinne des Wortes mitschleppen.
Doch nicht nur körperlich, auch geistig sind wir längst an einem Punkt angelangt, der alles andere als natürlich ist. Wir leben in einem Dauerzustand der Überforderung: Ein unaufhörlicher Strom an Informationen, Anforderungen, Nachrichten – beruflich wie privat – prasselt täglich auf uns ein. Alles muss schnell gehen, effizient sein, reibungslos laufen. Wer nicht funktioniert, performt und durchbeißt, ist fehl am Platz. Arbeit wird zu Tode optimiert. Der Mensch wird zum austauschbaren Zahnrad in einem System, das keinen Raum mehr für Menschlichkeit lässt.
Was bleibt, ist eine stetig wachsende geistige Erschöpfung. Mentale Erkrankungen, innere Leere, chronische Anspannung und Burnout sind keine Ausnahme mehr – sie sind zur neuen Normalität geworden. Und die Erschöpfung endet nicht am Schreibtisch. Sie geht mit nach Hause, schleicht sich in Beziehungen, in den Schlaf, in das Gefühl von Leben. Wir haben uns vom natürlichen Rhythmus entfernt – und spüren es an allen Ecken und Enden.
Durch aktive Regeneration – das sanfte, bewusste Aktivieren unserer gesamten Muskelvielfalt und der Reduktion belastender Emotionen– holen wir genau das zurück, was im Alltag verkümmert: Lebendigkeit, innere Wachheit und das Gefühl, wirklich im eigenen Körper zu Hause zu sein. Die stumpfen, schlafenden Teilchen, die oft jahrelang in Vergessenheit geraten sind, werden wieder erweckt.
Ressourcen werden wieder nutzbar gemacht für Körper, Seele und Geist und helfen uns, wieder in unsere natürliche Beweglichkeit und geistige Leistung zu kommen. Jede Regenerationsübung hilft dir, neue Fähigkeiten zu entdecken und zeigt dir, was wirklich in dir steckt. Sie bringt innere Ruhe, mentale Stärke, Präzision in deinen Bewegungen und reduziert Verletzungen. Deine Lieblingssportart, aber auch deine Arbeit und dein Leben, werden mehr Spaß machen, wenn Verspannungen und belastende Emotionen wegfallen und deine Lernprozesse beschleunigt werden und auch dein innerer Antrieb und dein Wohlbefinden gesteigert wird.
Du wirst eins mit dem, was du tust, und kommst in den Flow. Regeneration ist kein Rückzug – sie ist eine Rückverbindung. Mit unserer Kraft, unserer Intuition, unserem natürlichen Tempo.
Erst die Geige stimmen, dann spielen – auf einer ungestimmten Geige kann niemand eine Melodie spielen. (Tsar) aktive Regeneration baut Brücken zwischen Körper, Geist und Seele. Wenn wir den Eisblock um uns herum lösen, entdecken wir eine wunderschöne und lebenswerte Welt.
Vielleicht möchtest du die folgende Übung einfach gleich ausprobieren – spür selbst, was sich in dir bewegt:
Wenn du neugierig geworden bist und gerne mehr über dich und deinen Körper & Geist erfahren möchtest, freuen wir uns über ein kurzes, offenes Gespräch. Ruf uns einfach an – wir nehmen uns gerne Zeit für dich.
Du kannst auch direkt loslegen – ganz in deinem eigenen Tempo. Hier findest du zwei Online Programme, die dich dabei begleiten:
Du sitzt viel und sehnst dich zwischendurch nach kleinen Pausen mit Wirkung? Dann könnte dieses Programm genau das Richtige für dich sein: Bodymanagement – für mehr Leichtigkeit im Alltag
Du möchtest dir selbst ein Stück näher kommen und deinen Körper neu entdecken? Dann begleitet dich dieses Programm auf einer kurzen Reise zu dir: 10 Tage Rückenfit – dein Weg zu mehr Verbindung
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